Bericht von Linda

Erfahrungsbericht von Linda (4.–11. September 2016 im Refugio)

Mein erster Gedanke, als ich am Sonntagabend im Refugio ankam, war einfach nur WOW.
Wow, ist das Gelände riesig.
Wow, ist das alles liebevoll hier.
Wow, es sieht alles genau so aus wie auf Facebook ;-)

Ja, es war auf den ersten Blick überwältigend, wenn man den Gedanken ausblendet, warum es eine Institution wie Parenas Pfotenhilfe CH überhaupt gibt.

 Der erste Arbeitstag begann morgens um 8 Uhr, und wir Freiwilligen kriegten unsere erste Aufgabe zugeteilt: Jeden Morgen würden wir ab jetzt die Katzen versorgen, sprich die Katzenklos säubern, die Zimmer und Aussengehege aufräumen und reinigen und natürlich den Samtpfoten ganz viel Liebe geben.

Danach fuhr ich mit Carmen in die Stadt. Wir holten ein Kätzchen vom Tierarzt ab. Die kleine Sangria war total aufgeweckt. Sie durfte dann die Nacht über bei Carmen und Roman im Schlafzimmer bleiben, was ich total fürsorglich fand.

Die zweite Aufgabe, welche ab nun täglich anfallen würde, wurde uns am Nachmittag vorgestellt: die Hunde aus den Aussengehegen holen und in die Halle begleiten. Ich war total beeindruckt, wie zutraulich all die Hunde waren, es gab kein einziges Tier, bei welchem ich Bedenken hatte, die Leine zu halten oder ihn anzufassen.

Nachdem die Hunde in der Halle versorgt waren, hiess es für uns die Aussengehege reinigen. Bei 42° C war das eine ziemlich heftige Aufgabe. Dazu kam, dass ich mir ab und an ein wenig hilflos vorkam, denn ich wollte ja mithelfen, wusste aber noch nicht, was überhaupt alles zu tun war. Es hiess also erstmal den Angestellten zuschauen und lernen … am nächsten Tag konnte ich dann selbstständiger vorgehen.

Nach getaner Arbeit setzen wir uns mit Carmen in die leere Hundezone und tauchten unsere müden Füsse in den Hundebach zur Abkühlung. Es hätte echt gemütlich werden können, doch mussten wir auch schnell feststellen, dass im Refugio kaum eine ruhige Minute herrscht: Carmen bekam einen Anruf, dass wir einen verwahrlosten Hund auf einen Grundstück abholen sollten. Wir sind dann hingefahren und haben den kleinen Welpen mit ins Refugio genommen, wo er erstmal von über 60 Zecken befreit wurde – willkommen in Sicherheit, kleines Paulchen!

Die anderen Tage starteten immer mit der Reinigung der Katzenzone und endeten mit dem Versorgen der Hunde und dem Reinigen der Aussengehege. Wir wurden von Tag zu Tag routinierter. Ich finde es genial, dass die Hunde täglich ihren Freilauf im Zwinger kriegen. Morgens werden sie aus der Halle in die Zwinger begleitet, abends wieder in die gesäuberten Zellen in den Hallen zurück gebracht.

Neben diesen täglichen Aufgaben haben wir im Refugio zwei Zimmer gestrichen, bei Fotosessions der Tiere assistiert, die Ponys gewaschen, bei Transportvorbereitungen geholfen und Spendenpakete ausgepackt und sortiert: Decken, Kratzbäume, Spielzeug und auch ganz viel Katzenfutter war dabei. Davon ausschliesslich Ware, bei welchen das Verkaufsdatum abgelaufen war, welche in der Schweiz in den Läden nicht mehr verkauft werden könnte. Schön zu wissen, dass die Ware nicht weggeworfen wird sondern hier landet!

Mitte Woche habe ich vernommen, dass die kleine Sangria, welche wir am ersten Tag vom Tierarzt geholt hatten, verstorben war, und das obwohl uns das Kitten so aufgeweckt schien. Es stimmte mich leicht traurig … und schon hatten wir ein neues Sorgenkätzchen im Refugio, den kleinen Kiwi. Mit seinen Geschwisterchen hatte Roman ihn Anfangs Woche aus der Tötungsstation gerettet. Der Kleine wollte nicht fressen und war total abgemagert, also versuchte Carmen ihr Glück mit der Pipette …

Die Sterberate bei Katzen ist im Refugio leider sehr hoch. Die Tiere aus der Tötungsstation haben ein sehr angeschlagenes Immunsystem – trotzdem nimmt man diese Schicksale nicht einfach so hin, sondern versucht, jedes einzelne durchzubringen. Klein-Kiwi durfte ab nun die Nächte bei Carmen verbringen. Tagsüber wurde das Kitten im Tuch am Körper getragen, damit es genug Wärme bekam. Ich war total berührt von Carmens Umgang mit Klein-Kiwi. Obwohl er ein Kätzchen von vielen war, wurde alles versucht, um ihn über den Berg zu bringen.

Es gab einen weitere Anruf während der Woche. Die Tötungsstation meldete sich am Freitag: Sechs Hundewelpen waren abgegeben worden. Die Kleinen waren von einem Mädchen in einem Müllcontainer gefunden und in die Tötungsstation gebracht worden. Carmen zögerte nicht lange und die Welpen wurden ins Refugio geholt, denn übers Wochenende hätten sie die Tötungsstation wohl nicht überlebt. Ab nun war auch noch „schöppele“ ein Job für uns Freiwillige – eine Aufgabe, die uns sehr viel Freude bereitete J

Die Woche verging wie im Flug – ich bin Parenas extrem dankbar, dass ich die Möglichkeit dieses Einsatzes hatte.

Auf dem Rückflug begleitete mich eine kleine Hundedame mit in die Schweiz. Ich hatte die Flugpatenschaft für Hermine übernommen und war froh, dass ich so noch eine tolle letzte Aufgabe fürs Refugio erfüllen konnte.

Am Flughafen erreichte uns dann die Nachricht von Carmen, dass das Samtpfötchen Kiwi kurz nach unserer Abreise verstorben war. Alles Mögliche war versucht worden, dieses kleine Tierchen aufzupäppeln, leider war er zu schwach … Ich kann mir nur vorstellen, wie schwierig es sein muss, zu akzeptieren, dass man nicht alle retten kann und wie hart es ist, immer wieder mitanzusehen, wie liebgewonnene Engel uns viel zu früh verlassen ...

Doch dann kommen sie wieder, die schönen Momente: Am Flughafen in Zürich wartete eine Familie auf die kleine Hermine! Ich hatte die Kleine während der Woche echt gern bekommen und war wahnsinnig froh, sie in die Obhut dieser strahlenden Familie zu geben – einen schöneren Abschluss für diesen Freiwilligeneinsatz hätte ich mir nicht vorstellen können.

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