Tötungsstation Sevilla
Rückblick Einsatz 2012 Spanien
Als wir 2012 in Spanien in einem Vorort von Sevilla waren und ich die Tötungsstation besuchte, war ich schockiert. Viele Tiere lagen da verängstigt, krank, verletzt... Diese Blicke voller Hoffnung spüre ich heute noch. Da gab es aber auch andere, die voller Schmerz mit offenen Brüchen sich zusammenkauerten oder sich letzter Kraft ans Gitter drückten, um eine liebe Geste zu erhalten. Dieser Geruch...... diese Augen... diese Hilflosigkeit..... diese Trauer sind seither bei mir präsent. Es sind nun 3 Monate vergangen und ich merke, das jegliches Verdrängen des Erlebten keinen Sinn macht. Darum schreibe ich dies hier nieder....
Erlebtes
Mit einem schroffen Wasserstrahl wurden die Gehege gereinigt. Einige machten sich einen Spass daraus, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, die kleinen Welpen mit dem Strahl an die Gitter zu befördern....
Fotografieren durfte ich nur beim Beisein eines Mitarbeiters der Tötungsstation.....
Ich kam nur in Begleitung einer unserer Partner rein.....
Unsere Partner baten mich vor den Besuchen immer wieder, mir nichts anmerken zu lassen, denn ich würde ansonsten die rettung der Tiere gefährden, denn der Leiter spielt Gott.
Der Leiter liess es sich nicht nehmen, mich persönlich zu begrüssen, um mir vorzugauckeln, wie toll er die Tötungsstation führe und wie gut es den Tieren hier geht...... Meine Augen füllten sich mit Tränen. Irgendwann bemerkte der Leiter sie unter meiner Sonnenbrille und fragte wo das Problem sein. Geschockt und voller Wut stand ich nun da...... Eine Hand stricht mir tröstend über den Rücken und ich hörte, wie Ivan von unserem Partnerverein, den ich begleitete, ihm schnell erklärte, dass ich noch nie in einer Tötungsstation war und das für mich neu sei..... Der Leiter schüttelte den Kopf und murmelte vor sich hin.....Ich verachte diesen Menschen :(
Ich erfuhr von Ivan danach, dass einige Tierschützer Eigeninitiative gezeigt haben und den Leiter der Tötungsstation vor einigen Monaten zusammengeschlagen haben. Ich schmunzelte..... Bis ich erfuhr, dass er am nächsten Tag in die Tötung ging und jedes aber auch jedes Tier tötete, egal ob diese reserviert, adoptiert, egal ob Hund, Katze, Pferd, Esel.... Er tötete alle und statuierte damit ein Exempel....... Alle Tierschützer sind nun eingeschüchtert und haben Angst um die Tiere......
Wir fanden einige Paten für die Kleinen und konnten viele retten. Mein Patenkind wollten sie nicht rausrücken. Sie war ein kleiner verängstlichter Mischling...... Ich taufte sie Milagros, was auf deutsch Wunder bedeutet. Denn, wenn man an Wunder glaubt, geschehen sie. Nachdem wir zurück in der Schweiz waren, gelang es unseren Partnern, die Kleine rauszuholen. Ihr ganzer Körper hatte Platzwunden......
Gesunde Welpen werden mit kranken ins Gehege gesperrt. Wenn sie sterben, können sie sich die Spritze sparen......
Sogenannte Listenhunde sind die ersten, die getötet werden......
Die Verletzten erhalten keine Schmerzmittel..... Keine Behandlung.........
Wenn sie keinen Platz mehr haben für die Neuankömmlinge, sind die Kranken und Verletzten die ersten, die auf dem Tisch landen, sofern sie die letzten Tage überlebt haben..... Es ist schrecklich, denn wenn ein Tier verreckt, kann man ja das Geld für die Spritze sparen........
Das Katzenhaus besuchte ich nicht, denn ich höre heute noch ihre Hilfeschreie.....
Ich sah Pferde und Esel. Einige mit offenen Wunden, die vor sich hinvegetierten an der brütenden Hitze, ohne Futter und manche auch ohne Wasser....... Ein Eselchen berührte mich sehr. Er war nur noch Haut und Knochen, wippte hin und her.... Am naächsten Tag, als unsere Partner ihn rausholen wollten, sahen sie, dass er im Gehege lag und verstorben war.... R.I.P
Wenn die Gehege voll sind und es keinen Platz mehr gibt, werden die Tiere getötet, ohne Voranmeldung....
Alle eingesammelten Tiere aus der ganzen Stadt werden hier her gebracht. Unsere zwei Partner sind die einzigen Orgas, die regelmässig Tiere dort rausholen, um ihnen eine Chance zu bieten. Doch auch ihre Infrastruktur ist ausgeschöpft.....
Die Tötungsstation ist auch Anlaufstelle für jeden, der sein Tier nicht mehr will. Der Besitzer kann dann entscheiden, ob er das Tier frei gibt für eine Adoption oder ob er zum sterben verurteilt ist......
Am letzten Tag stand ich in dieser Tötungsstation und freute mich, dass wir soviele Gehege leerten und vielen Tieren eine Chance ermöglicht haben. Als wir am Aufladen der Engel waren, sahen wir, wi in dieser kurzen Zeit die Gehege mit Neuankömmlingen gefüllt wurden......... Es ist frustrierend.
Wir können nicht alle retten, doch jedem, den wir retten, schenken wir ein tolles Leben. An dam halte ich mich. Jedes Foto, das wir von unseren Schützlingen im neuen Zuhause erhalten, gibt uns Kraft in diesem schrecklichen Kampf um das Leben der Tiere....... Carmen Krauer