Bericht von Martina

Einsatz vom 17. – 24. Dezember 2014

Arbeitseinsatz bei Parenas Pfotenhilfe

Am Abreisetag war ich ein wenig nervös, denn ich wusste nicht genau was mich die kommende Woche alles erwartet. Aber ich freute mich ungemein auf dieses Abenteuer…

Tag 1
Nach der Ankunft in Sevilla wurden wir von Taxi-Roman am Flughafen abgeholt. Es ging direkt auf die Baustelle von unserem neuen Refugio. Carmen war vor Ort am Streichen und wir wurden mit einer herzlichen Umarmung begrüsst.

Es war Mittwoch der 17. Dezember und mit dem Gedanken das innert den nächsten 14 Tagen hier alles stehen muss damit all unsere Tiere sowie auch Carmen und Roman Ende des Jahres ein Dach über dem Kopf haben, besichtigten wir die Baustelle. Entsprechend nahm ich diese Eindrücke auf der Baustelle wahr und bei mir fing es an zu rattern….ich schluckte leer…denn es war noch ungemein viel zu machen! Mein Wille, in einer Woche so viel zu helfen wie es nur geht, war geweckt – es konnte losgehen!

Wir machten uns auf den Weg ins alte Refugio. Ich konnte es kaum erwarten endlich alle Tiere kennen zu lernen. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn du bereits an der Pforte von lautstarkem Gebell begrüsst wirst und du dann zugleich Capitan & Jaimencito siehst. All die Tiere die man nur von Fotos kennt, kann man jetzt endlich anfassen. Kaum ausgestiegen kam Nevada mit elegantem Schritt auf uns zu um Hallo zu sagen. Auch Stevie mit seiner Lebensfreude begrüsste uns stürmisch. Stevie ist ja wirklich ein Prachtskerlchen. Manchmal fehlte ihm noch ein bisschen die Feinabstimmung, aber er macht das unglaublich toll.

Kaum einen Schritt im Haus, wurden wir durch Goofy willkommen geheissen. Das arme Kerlchen tat mir leid und sein dünner Körper stimmte mich traurig. Nur noch Haut und Knochen. Wie kann man ihm das nur antun. Zu Beginn war ich ein bisschen unbeholfen, weil ich mir nicht sicher war wie ich ihn anfassen durfte, aber als er auf mich zukam, legten sich meine Bedenken und er genoss die ersten Streicheleinheiten von mir. Zum Glück ist er jetzt am richtigen Ort wo er gepflegt, gekrault, gefüttert und mit sehr viel Liebe umsorgt wird.

Es ging weiter mit dem Rundgang, vorbei an den Nevada-Babys zum Früchtewurf von Umea. Allesamt sind unbeschreiblich süss und ich freute mich schon bald viele Fotos machen zu können und zu den Nevada-Babys ins Gehege liegen zu können. Bis dahin wusste ich aber noch nicht wie schnell die Tage in Spanien an einem vorbei ziehen…

Die Tiere kennen zu lernen war so spannend. Du läufst durchs Refugio, wirst wieder von einer Fellnase begrüsst, schaust das Tierchen an und erkennst es anhand der Bilder auf FB wieder. So erging es mir auch bei meinem Patenhund Milota. Sie schaute zu mir hoch, ich schaute sie an und begrüsste sie mit meiner freudigen Piepstimme. Die Freude war zum Glück beidseitig. Auch Higgis, Tilia, Quintessa, Oreo und viele mehr habe ich gleich erkannt. Bei den Galgos tat ich mich manchmal ein bisschen schwierig die Namen zu merken und sie zu unterscheiden, aber es wurde am Ende der Woche besser. Ein weiteres Highlight war in der Küche anzutreffen – der Lebensfrohe Samiiiiiiiiii! <3 Natürlich auch die süssen Babykatzen die einem begrüssten und sich erfreuten an grossen, respektive breiten Trainerhosen.

Nach einem kurzen aber leckeren Lunch besprachen wir den Nachmittag. Es war der Tag der Rettungsaktion beim Tiermessi. Wir waren alle angespannt und ich persönlich war sehr gespannt wie ich mit solch einer Situation zu Recht komme. Wir machten uns auf den Weg dorthin. Mein Auftrag war an Ort und Stelle Fotos zu machen. Mit grossem Respekt beobachtete ich die Situation vor Ort und machte Fotos der Rettung. So viele Hunde irrten auf diesem gefährlichen Grundstück umher. Überall lagen Werkzeuge, Metallplatten wie bei einem Alteisenhändler. Die Verletzungsgefahren waren nicht zu übersehen. Ein paar Schritte weiter sah man einen grossen Berg von Hundefutter. Der Besitzer tat mir leid, grundsätzlich wollte er nur gutes Tun, aber er war mit der Situation überfordert und hatte die Kontrolle darüber verloren. Mit dem Wissen, dass wir nur zwei Tiere retten konnten, weil wir einfach durch den Umzug nicht mehr Platz hatten, konnten wir nicht umgehen. Aus zwei Fellnasen wurde es schlussendlich fünf. Diese fünf wundervollen Hunde nannten wir Bayleys, Martini, Amaretto, Malibu und Brandy.

Tag 2
Der nächste Tag widmeten wir fast komplett der Baustelle. Alle Boxen mussten geschliffen und gestrichen werden. Stellt euch vor, eine Halle von 19 Boxen, dann sind welche geschliffen aber noch nicht gestrichen, einige sind fertig, die anderen sind noch nicht mal geschliffen. Für die Spanier auf der Baustelle war „strukturierte Arbeit" kein Begriff. Und das war nicht nur mit den Boxen so. Bei mir fing es wieder an zu rattern…was könnte man besser machen um noch schneller voran zu kommen, evtl. einen Zeitplan aufstellen, Struktur reinbringen, Übersicht verschaffen…Pustekuchen! Bringt alles nichts und ich musste mir eingestehen, dass die Arbeitsweise der Spanier vor Ort und die Arbeitsweise in der Schweiz keinesfalls vergleichbar ist. Man muss die Erwartungen ziemlich einschränken wenn man nicht enttäuscht werden will. Die Hoffnung und vor allem der Wille müssen vorhanden sein um überhaupt Fortschritte machen zu können. Hier möchte ich noch anfügen, dass ich auf keinen Fall irgendeine Nationalität beleidigen, geschweige denn verurteilen möchte. Ich möchte lediglich erzählen wie ich die Situation vor Ort wahrgenommen und erlebt habe! Das Ziel der Woche war für mich somit gesetzt; alle Boxen in der Halle müssen bis zu meiner Rückkehr in die Schweiz fertig sein.

Die Arbeit auf der Baustelle wurde leider an diesem Tag unterbrochen. Carmen und ich fuhren los um diverse Einkäufe auf dem Baumarkt zu tätigen, da bei einigen Arbeitern das Material ausgegangen ist und dies nicht frühzeitig gemeldet wurde. Auf dem Baumarkt dasselbe…"wir gehen schnell einkaufen" > kannst du vergessen, "der Kunde ist König" > kannst du vergessen. Und so verloren wir auf dem Baumarkt leider auch wieder kostbare Zeit.

Tag 3
Weiter geht’s mit Boxen schleifen und streichen. Wir kamen langsam voran und die Hoffnung stieg wieder, dass mein Ziel der Woche doch noch realisierbar war.

Am Nachmittag durften wir noch zwei Hunde am Flughafen auf die Reise in Ihr neues Zuhause schicken. Ein emotionaler Moment für alle. Du musst so viel Vertrauen in das Flugpersonal stecken das der ganze Transport gut geht und kannst nur noch die Daumen drücken und auf die positive Nachricht warten dass sie gut angekommen sind. Diese Nachricht kam übrigens einige Stunden später und wir waren erleichtert!

Ein Besuch bei Eva, einer befreundeten Tierschützerin vor Ort, stand an diesem Tag noch auf dem Programm. Bei Eva lernte ich Babylon und Rudolf kennen. Babylon ist ein kräftiger Junge aber unglaublich lieb. Rudolf ist auch ein toller Opa. Er durfte einige Tage später mit Karin in sein neues Zuhause reisen, wo es ihm scheinbar sehr gut geht. Alles Gute Rudolf, jetzt Rocky! <3

Tag 4
Am Samstag war es ruhig auf der Baustelle, ja auch die Spanier haben Wochenende. Nicht so Carmen und Roman, die haben einen Fulltime Job - 7 Tage die Woche (!).

Am 4. Tag auf der Baustelle haben wir das Katzenzimmer fertig gestellt. Ich hatte das Vergnügen das Gitter bei den Fenstern rein zu machen. Nicht wirklich eine Arbeit die mir Spass machte, aber mit dem Gedanken, dass unsere süssen Samtpfoten ein tolles Zimmer bekommen, ging das ganz flott, also sicher das 2. Fenster. ;-)

Tag 5
Wir verbrachten einen ganzen Tag im alten Refugio. Nach einem Kaffee am Morgen starteten wir mit der täglichen Arbeit im Refugio. Alle Katzen wurden gefüttert und mit frischem Wasser vorsorgt. Die Zimmer und natürlich alle Katzenklos gereinigt. Die Decken wurden ausgewechselt und der Berg von dreckiger Wäsche wuchs.

Auch bei den Fellnasen wurden die Decken gewechselt, der ganze Hundekot zusammen gelesen (und das war nicht wenig) und feucht aufgenommen. Dasselbe bei den Welpen. Das klingt jetzt alles ziemlich plump, aber es gibt sehr viel zu tun, denn die Wohnfläche ist riesig! Man ist stets sehr fleissig und arbeitet viel und die Zeit vergeht im Eiltempo.

Am Sonntag hat Carmen bei allen Welpen die Krallen geschnitten und jeweils gleich noch ein neues Foto gemacht, da sie in der Zwischenzeit bereits schon wieder ein Stück gewachsen sind. Ich habe so gut es geht dabei geholfen. Alle Nevada-Babys und ich waren nach getaner Arbeit ziemlich erschöpft. Aber keine Zeit auszuruhen, denn mein Wecker klingelte und ich wusste es ist Zeit in die „Waschküche" zu gehen, denn die Wäsche war fertig und die Maschine war bereit für die nächste Runde.

Am späteren Nachmittag durften all unsere Galgos noch den Auslauf der riesen Grünanlage auskosten. Was für ein tolles Erlebnis zu sehen wie glücklich sie waren und in einem wahnsinnigen Tempo umher rannten – ein wunderschönes Gefühl dies miterleben zu dürfen!

Am Abend durften wir eine selbst zubereitete Lasagne von Carmen geniessen, wie lecker die war!

Die restlichen Tage
Wir haben es tatsächlich geschafft, alle Boxen in der Halle fertig zu schleifen und streichen. Der letzte Pinselstrich war wirklich ein tolles Gefühl! Das gesetzte Ziel wurde erreicht und die Baustelle machte innert einer Woche extreme Fortschritte. Es gab zwar immer noch sehr viel zu tun, aber das Licht am Ende des Tunnels war zu sehen…das stimmte mich zuversichtlich!

Schlusswort
Diese Woche in Spanien war für mich sehr eindrücklich und eine tolle Erfahrung! Ich wäre gerne noch länger geblieben. Erst als ich im Flugzeug sass, realisierte ich langsam was ich alles erlebte und fing an dies alles zu verarbeiten. Ich war fix und fertig. Es fiel mir einfach so schwer wieder zurück nach Hause zu gehen, weit weg von all den Sorgen und den wundervollen Momenten die ich in Spanien erleben durfte. Carmen und Roman leisten in Spanien einfach übermenschliches!!! Dieser Druck jeden Tag zu hoffen das auf der Baustelle alles rund läuft, dass es den Tieren gut geht, sich um die neuen Notfälle kümmern und dass das Geld ausreicht, ist enorm und fast nicht vorstellbar.

An dieser Stelle möchte ich ein grosses Dankeschön aussprechen: Carmen & Roman, ihr seid wirklich wunderbare Menschen und Ihr macht einen unglaublich guten Job!!! Ich danke euch für das Vertrauen das ihr mir gegeben habt. Ich hatte eine unglaublich eindrückliche und unvergessliche Woche bei euch!

CHECK meine Lieben! <3

Für all die, die gerne einen Einsatz machen möchten, kann ich nur sagen: TUT ES! Lasst eure geliebten Fellnasen, Samtpfoten und Nager am besten für die eine Woche zu Hause und geniesst die Zeit intensiv mit all den Tierchen vor Ort, denn es wäre schwierig alles unter einen Hut zu bringen, bei mir hätte dafür einfach die Zeit gefehlt. Es ist eine tolle Erfahrung, aber Ihr braucht auch ein dickes Fell. Es ist sehr streng, aber es lohnt sich allemal!

Martina

„Tierschutz ist kein Anlass zur Freude, sondern eine Aufforderung sich zu schämen, dass wir ihn überhaupt brauchen."

 

 

Autor: Martina

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